Seit der Gründung der Universität Leipzig 1409 existiert auch die Theologische Fakultät. Systematisch-theologische Lehrstühle im engeren Sinne gibt es hingegen erst seit 1830. – Lesen sie hier einen Abriss der Geschichte unseres Fachbereichs.
Die Theologische Fakultät gibt es seit der Gründung der Universität Leipzig 1409. In der Anfangszeit der Reformation war sie dem römischen Glauben verpflichtet und positionierte sich gegen die Wittenberger Reformation. Erst im Zuge der Einführung der Reformation in Leipzig zu Pfingsten 1539 wurde sie zu einer lutherischen Fakultät, was in den Folgejahren zu einer neuen Aufstellung des Professoriums führte. Danach entwickelte sich Leipzig zu einer profilierten lutherischen Fakultät – ein Ruf, der sich bis ins 20. Jahrhundert auch im theologischen Profil der Professoren widerspiegelte.
Im 18. Jahrhundert wurde die Stadt auch zu einem Ort der Auseinandersetzungen der theologischen Neuaufbrüche des Pietismus und der Aufklärung. Ein Beispiel für letztes ist das Enfant terrible der Aufklärungstheologie Carl Friedrich Bahrdt , der nur vier Semester von 1766 – 1768 in Leipzig lehrte.
Zwischen Orthodoxie und Pietismus stehend grenzte sich Christian August Crusius (Professor SoSe 1751 – WiSe 1775/76) scharf von der Leibniz-Wolffschen Schulphilosophie ab und war damit einer der Denker, die Immanuel Kant zur Kritik des Rationalismus verhalfen.
Erst um 1800 differenzierte sich die Theologie in unterschiedliche Fächer aus. Eine eindeutige Unterteilung der Fächer bei der Besetzung der Lehrstühle gibt es in der Theologischen Fakultät in Leipzig seit 1830.
Als herausragende Stimmen profiliert lutherischer systematischer Theologie im 19. und frühen 20. Jahrhunderts können Ernst Luthardt (Professor WiSe 1856/57 – SoSe 1902) und Ludwig Ihmels (Professor WiSe 1902/03 – WiSe 1921/22) genannt werden. Ihmels wurde 1921 zum erste sächsische Landesbischof gewählt und engagierte sich stark für ein weltweite Verständigung des Luthertums als Präsident des Allgemeinen Evangelisch-lutherischen Konferenz (AELK). In der wechselhaften Geschichte des 20. Jahrhunderts haben Ernst Sommerlath (Professor SoSe 1926 – SoSe 1959) und ERNST-HEINZ AMBERG (Professor WiSe 1961/62 – SoSe 1992) diese lutherische Tradition weitergeführt.
Neben dieser lutherischen Tradition haben auch der Ritschlschüler ADOLF HARNACK (Professor SoSe 1876 – WiSe 1878/79) und der religiöse Sozialist EMIL FUCHS (WiSe 1949/50 – SoSe 1954) als Systematiker in Leipzig gelehrt.
In der DDR ist neben der Sektion Theologie an der Karl Marx Universität Leipzig das Theologische Seminar Leipzig als kirchliche Ausbildungsstätte entstanden. Hier hat ULRICH KÜHN (seit SoSe 1969) als ökumenisch ausgerichteter Denker internationale Wirkung entfaltet.
1992 wurden die Sektion Theologie und das Theologische Seminar Leipzig in der neuen Theologischen Fakultät zusammengeschlossen, in der neben dem Ökumeniker Ulrich Kühn (Professor an der Universität WiSe 1992/93 – SoSe 1997) und dem Bachforscher MARTIN PETZOLDT (Professor SoSe 1986 – WiSe 2010/11) auch der Fundamentaltheologe MATTHIAS G. PETZOLDT (Professor SoSe 1994 – SoSe 2013) die Leipziger Systematische Theologie prägten. Als erste Frau wurde GUNDA SCHNEIDER-FLUME (SoSe 1999 – SoSe 2006) als Dogmatikerin nach Leipzig berufen. Ihre Theologie begegnet der inneren Pluralität des Christentums mit einem offenen dogmatischen Entwurf.
Gegenwärtig ist die Systematische Theologie in Leipzig durch ROCHUS LEONHARDT (seit WiSe 2011/12) und RODERICH BARTH (seit SoSe 2017) vertreten.