Ringvorlesung:
Traditionen und Gegenwart des Antisemitismus
Die Theologische Fakultät lädt herzlich zur Ringvorlesung ein. Die Veranstaltungen finden ab dem 24.10.2024 Donnerstages um 19:00 -20:30 im Hörsaal der Theologischen Fakultät statt.
Gerade gegenwärtige Ereignissen in Folge des 7.10.2023 haben die Debatten über Antisemitismus nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Staaten Europas neu angefacht. Nicht das Antisemitismus dazwischen verschwunden wäre, nur tritt er gegenwärtig dynamischer und sichtbarer auf als viele Jahre zuvor. Das Antisemitismus und Antijudaismus eine lange Tradition besitzt ist gerade dem Christentum wohl bewusst. So sind verschiedene Fachbereiche der Theologie Auskunftsfähig über die Verankerung von Antisemitismus im Denken von Christen. Dabei fällt die Antwort, inwieweit dieser Antijudaismus Eingang in den modernen Antisemitismus gefunden hat, durchaus ambivalent aus. Das Religion als Ausgangspunkt von Antisemitismus nicht völlig aus den Debatten verschwunden ist zeigt die jüngere Auseinandersetzung mit muslimischen Antisemitismus. Gleichzeitig wäre es eine Auslassung, die politischen Motivationen für Antisemitismus und kritischen Debatten über Antisemitismusdefinitionen oder der Abgrenzung dessen was nun Antisemitismus oder Kritik an Israel ist, aus dem Blick zu verlieren. Entsprechend muss eine Auseinandersetzung mit Antisemitismus auch die moderneren Formen antisemitischer Umwegkommunikation, wie den israelbezogenen Antisemitismus und den sekundären Schuldabwehr-Antisemitismus, beinhalten.
Die Ringvorlesung setzt sich zwei Ziele: Zum einen soll der Blickwinkel unterschiedlicher theologischer Fachdisziplinen auf Antisemitismus zusammengetragen werden. Zum anderen werden Ergebnisse der gegenwärtigen Antisemitismusforschung vorgestellt. Auf diese Weise sollen Tradition und Gegenwart von Antisemitismus miteinander ins Gespräch gebracht werden und ein zeitlich übergreifendes Bild von Antisemitismus in seinen unterschiedlichen Facetten und Codes entstehen.
Die Veranstaltung wird von Prof. Dr. Yemima Hadad, Professorin für Judaistik sowie Prof. Dr. Gert Pickel, Professor für Kirchen- und Religionssoziologie und Antisemitismusbeauftragter der Universität Leipzig in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum für Rechtextremismus- und
Demokratieforschung veranstaltet. Die Vorlesung ist Fakultätsöffentlich.
Programm:
24.10.2024 Eröffnungsveranstaltung: Podium mit Prof. Dr. Oliver Decker; Prof. Dr. Liliana
Feierstein; Prof. Dr. Yemima Hadad; Prof. Dr. Gert Pickel
07.11.2024 Prof. Dr. Amos Morris Reich: Antisemitism as a semiotic problem of the prehistory of the definitions of antisemitism
14.11.2024 Dr. Sina Arnold: Partielle Perspektiven: Kontroversen und Herausforderungen der Antisemitismusforschung heute
21.11.2024 Prof. Dr. Helga Embacher: Antisemitismus des 21. Jahrhunderts in Österreich in vergleichender Perspektive
28.11.2024 Prof. Dr. Marco Frenschkowski: Antike Ursprünge und Psychoanalyse des
Antisemitismus
05.12.2024 Prof. Dr. Benny Morris: The 1948 War and Jihad
12.12.2024 Prof. Dr. Klaus Fitschen: Der Antisemitismus im Kaiserreich und die Dreyfus-Affäre
19.12.2024 Prof. Dr. Gert Pickel/Dr. Cemal Öztürk: Antisemitismus in der postmigrantischen Gesellschaft
09.01.2025 Prof. Dr. Alexander Deeg: Antisemitismus an und in Kirchen: Vom Umgang mit
einem toxischen Erbe
16.01.2025 Prof. Dr. Katharina von Kellenbach: Christliche Signaturen im Slogan
„Kindermörder Israel“. Das Projekt Bildstörungen
23.01.2025 Prof. Dr. Rochus Leonhardt: Vom christlichen Antijudaismus zum völkischen
Antisemitismus
30.01.2025 Tom Würdemann: Staatskritik, Israelkritik, und Antisemitismus